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Klein, aber oho – ein Schweinchen erzählt (Teil 6)

Gut gelegt ist halb gewonnen! – Das ist das Motto der Leger*innen, sie haben ein vielfältiges und oft erstaunliches Repertoire, wie sie ihre Kugeln in meine Nähe bringen können.
Besonders gern beobachte ich die besonders Sportlichen unter den Leger*innen. Sie gehen in die Hocke, studieren aus dieser veränderten Perspektive eingehend das Gelände, sie richten sich wieder auf, studieren das Gelände erneut, holen aus, um ihre Kugel zu legen. Plötzlich bremsen sie im letzten Moment ab, gehen noch einmal in die Hocke und platzieren dann erst ihre Kugel. Nach so viel sportlichem Einsatz freue ich mich immer, wenn die gelegte Kugel wie geplant in meine Nähe kommt.

Die feinmotorisch und technisch besonders geschickten Leger*innen finde ich ebenfalls sehr beindruckend. Sie beherrschen es, ihre Kugeln mit absoluter Präzision durch schmalste Engpässe zu schlenzen oder durch geplantes Touchieren anderer Kugeln zum Erfolg zu kommen. Es soll sogar Leger*innen geben, die Trainingseinheiten in einem Billardverein absolvieren, damit sie die Karambolage perfekt beherrschen. So viel Einsatz schmeichelt jedem “pöötie“ natürlich sehr.

Die Technik-Freaks unter den Leger*innen scheinen Kugeln mit integriertem Navi zu haben, denn ihre Kugeln weichen Bodenunebenheiten jeglicher Art aus, beschreiben auf ihrem Weg elegante Kurven und Rückwärtsdrehungen. Kurz sie finden immer einen Weg in meine Nähe. Manchmal dreht eine Kugel sogar eine respektvolle Ehrenrunde um mich herum, bevor sie unmittelbar neben oder vor mir liegen bleibt. Das ist dann für jedes “pöötie“ ein ganz großer Moment, und ich freue mich immer so sehr darüber, dass ich ganz leise den Triumphmarsch aus Aida summe.
Viele Leger*innen spielen gezielt so, dass sie ihre Kugeln auf andere Kugeln drauflegen. Ich empfinde das eher als ein Anschmiegen oder Ankuscheln, und mir gefällt dieser Kuschelkurs sehr gut. Es ist richtig gemütlich, wenn so viele Kugeln dicht um mich herum liegen, und gleichzeitig auch sehr spannend, denn beim nächsten Spielzug kann alles Mögliche passieren.
Ganz besonders fasziniert mich das Prinzip der “Magie der letzten Kugel“. Viele Leger*innen stehen offensichtlich in enger Verbindung mit Harry Potter oder ähnlichen Zauberern und Magiern, denn die letzte Kugel einer Aufnahme wird erstaunlich häufig so platziert, dass die betreffende Mannschaft die Aufnahme doch noch gewinnt oder zumindest nur einen Punkt abgibt.

Alle Leger*innen haben eines gemeinsam, und dafür bewundere ich sie wirklich sehr.
Sie alle haben eine enorme Frustrationstoleranz, und möglicherweise denken sie während des Spiels an den Song “I will survive“.
Wenn ihre hervorragend gelegte Kugel weggeschossen wird, legen sie ihre nächste Kugel genauso hervorragend. Wird diese Kugel ebenfalls weggeschossen, ist es Ehrensache, dass die dritte Kugel genauso exakt platziert wird wie die beiden anderen.
Klar, dass solche Spielzüge jedes “pöötie“ und selbstverständlich auch mich erfreuen.
Beim nächsten Mal berichte ich über Gespräche und Bemerkungen am Spielfeldrand.
Bis bald, à bientôt!
ChMa